Wer glaubt, am PULS der Zeit zu sein, nimmt Strömungen auf, die bedeutsam werden. Auf eine solche Strömung setzt das PULS+Projekt, wenn es die Schulbauoptik auf die partizipative Entwicklung von Schul- bzw. Lernraum lenkt.
Der Akzent verlagert sich damit vom Ergebnis, also dem Bauwerk, hin zum Bauprozess und der mit ihm verbundenen Planung. Das eröffnet Perspektiven für eine breite Beteiligung an Bauprozessen und für neue Raumkonzepte.
In der Schweiz werden jedes Jahr an Gemeindeversammlungen für Schulbauten zig Millionen Franken durchgewinkt. Auch in größeren Städten wie Zürich gehen für ein Schulhaus locker 60 Millionen über den politischen Tisch.
Für 5.000 Schüler*innen muss dort bis 2026/27 Schulraum geschaffen werden. Die Stadt Bern rechnet für die nächsten zehn Jahren mit 750 Millionen Franken für Schulbauten.
Da ist es schon erstaunlich, wie selten, wenn überhaupt – man lese die Zeitungen im lokalen Teil – Schulbauten öffentlich diskutiert, stattdessen einfach der architektonischen sowie der finanzpolitischen Planung überlassen werden.
Wenn sich PULS+ dafür einsetzt, wie am Symposium über „Nachhaltige Beteiligung“, dass es selbstverständlich sein müsste, die Vorstellungen zukünftiger Nutzer von Schulbauten (und anderer Beteiligter) wirksam einzubeziehen, ohne daraus eine Alibiübung zu machen, dann fühlt das Projekt den Puls der Zeit.
Schon am Symposium bzw. Multiplyer-Event in Linz im Oktober 2018 wurde darauf hingewiesen.
Inzwischen beobachten wir weltweit schwere Proteste, denen es um gleichberechtigte Teilhabe (meist am politischen Prozess) geht. Daher sind Bauprozesse unter Beteiligung aller Betroffenen ein Gebot der Stunde.
Freilich müssten erklärtermaßen die Anforderungen ans Zubauende ebenso wie das fertige Schulgebäude überprüft werden (Evaluation). Zweifellos hat hier die Schweiz in mancher Hinsicht noch einen größeren Nachholbedarf.
Das Netzwerk Bildung&Architektur allein reicht nicht aus. Es fehlt eine schweizerische Institution, die es Anfang der 1970er-Jahre für kurze Zeit gab, die eine architektonische und bildungsbewusste Baugestaltung begründen kann sowie diese unterstützt und evaluiert.
Über Strukturen und Interessen, die einer solchen Ins-titution entgegenstehen, soll hier nicht spekuliert werden.
Anforderungen, die beispielsweise den unmittelbaren Zweck des Gebauten als Lernen und Leben in der Schule (flexible Lernformen), natürliche Außenräume, Multifunktionalität und Öffnung zum Umfeld (z.B. für Vereine) betreffen, sind weitgehend bekannt; sie können aber auch auf eine spätere Nutzungsänderung hinauslaufen.
Diese und andere Faktoren (wie z.B. Material, Energie) legen es nahe, sich ernsthaft mit dem Konzept der Hülle zu beschäftigen, um die innere Ausgestaltung offen zu lassen, was auch über das momentan schultypologische Ende, den Cluster, hinausweist.
Deshalb ist es wichtig, künftig auch mit unorthodoxen Zugängen und Vorstellungen zu arbeiten, wie sie auf vielfältige Weise im PULS+Projekt aufscheinen.
Zwischen dem Statischen des Bauwerks und dem gesellschaftlichen (inkl. schulischen) Wandel ist und bleibt ein Spannungsfeld bestehen. Deshalb bietet ein Zusammengehen von Architektur und Bildung, wie es das gleichnamige Netzwerk postuliert, eine zeitgemäße Lösung, wofür, wie bereits erwähnt, eine partizipative Prozessgestaltung geeignet ist, vom Planungsbeginn bis zur fertigen Bauausführung.
Es scheint jedoch dabei noch ziemlich ungeklärt, welche Rolle die digitale Transformation in all den bisher genannten Aspekten spielen könnte. Nur schon deswegen muss eine professionelle Unterstützung für Lern- und Schulraumentwicklung, muss PULS am Puls der Zeit bleiben.
Dabei hilft es nicht zu lamentieren oder dogmatische Forderungen an den Schul(um)bau zu stellen, sondern es gilt, das im fachlichen Austausch Erkannte geduldig voranzutreiben.