Ein wichtiges Angebot des Netzwerkes Bildung & Architektur sind Exkursionen. Dieses Angebot hat hinsichtlich Schulraumentwicklung das Potenzial, Lehrer*innen und Schulleiter*innen für unterschiedliche pädagogisch-räumlicher Konzepte zu sensibilisieren.
Die Exkursion Oberwinterthur zeigte die Zinziker Schule als Quartierschwerpunkt und die Schule Neuhegi als Spiegel des ehemals industriellen Umfelds sowie in beiden Schulen den unterschiedlichen Umgang mit frei bespielbaren Flächen.
Wer am Bahnhof Oberwinterthur ankommt und nach Wegorientierung sucht, „stolpert“ mit dem Blick über ein Holzlagerhaus.
Dahinter verbergen sich Einfamilienhäuser und eine Industriebrache (Sulzer Areal), die zum städtebaulichen Entwicklungsgebiet wurde und mit dem grosszügigen Eulachpark einen ersten Mark-stein aufweist. An der Eulach entlang führt auch der Weg vom Bahnhof zur Schule Neuhegi.
Zinzikon
Diesen Weg nahm die große Exkursionsgruppe von Zinzikon herkommend, in eine andere Welt einstieg, denn die zuvor besuchte Schule in Zinzikon steht mitten im einem heterogenen Siedlungsgebiet, nicht weit weg vom Waldrand.
Die architektonische Aussage des neuen Zinziker Schulhauses zielt darauf ab, dem heterogenen Umfeld mit dem Gebäude ein massives Kernstück entgegenzusetzen, sichtbar in Beton gegossen. Diese gewisse Bedeutungsschwere setzt sich im Inneren des Gebäudes fort, z.B. im großzügigen, freischwebenden Treppenaufgang, der sich ins obere Lerngeschoss hinauf schwingt. Dort lassen es, den Klassenzimmern vorgelagerte, große und offene Lernzonen zu, die Lernmöglichkeiten zu erweitern.
Die erwähnte Treppe diente auch dazu, von zwei/drei Stufen aus die zahlreich erschienen Exkursionsgäste (27) zu begrüßen sowie das Netzwerk und die Schule vorzustellen. Der Rundgang zeigte dann im Obergeschoss, die oberhalb und um die Turnhallen herum gruppierten Lernbereiche. Etwas Mobiliar, aber keine Schülerinnen, haben wir in den freien Lernzonen gesehen.
Neuhegi
Vom Rand Oberwinterthurs (Zinzikon) her brauchte es den Bus, um über den bereits erwähnten Weg zur Schule Neuhegi zu kommen. Die Exkursionsgruppe erlaubte sich einen kleinen Umweg zum fortschrittlichen Wohnareal „GenerationenWohnen“. Dieser Wohnkomplex wurde in Holzbauweise erstellt. Der Innenhof wird von den gemischten Bewohnern intensiv und das Untergeschoss „öffentlich“, teilweise gemeinsam genutzt.
Die Parallelität der beiden großen Wohnblocks der Anlage wiederholt sich dann im Schulhaus in der Situierung der über den Turnhallen angeordneten Klassenzimmer und vorgelagerten Lernzonen.
Ansonsten fällt beim Verlassen des Wohnareals als Kontrast die durch Glas und Stahl definierte Bürobauweise des gegenüberliegenden Schulhauses auf. Im Innern erstaunt die Brückenkonstruktion über den Turnhallen, welche die dort liegenden Klassenzimmer und unterschiedlich bespielbaren Lernräume ermöglicht.
Im Neuhegi sind nicht nur Lernräume sondern auch der Raum für die Lehrpersonen recht großzügig bemessen (im Gegensatz zum Büro der Schulleitung, das eher einer Besenkammer gleicht).
Im Lehrerinnenzimmer wurde ein reichlicher Apéro freundlich serviert (mit Dank an das Restaurant des GenerationenWohnen). Währenddessen entstanden rege Diskussionen unter den Teilnehmenden über die besuchten Schulen.
Dabei kam u.a. zur Sprache, ob die gesehenen offenen Lernbereiche gegenüber Clusterlösungen zu bevorzugen sind.
Zudem wurde deutlich, wie wichtig ein rechtzeitig vorliegendes Schulkonzept ist, das in die Planung eines Schulhauses und in den Bauwettbewerb einfließt.
Andere Fragen, beispielsweise hinsichtlich des Betriebs in verschiedenen Lernzonen, blieben gelegentlich unbeantwortet, weil während der Rundgänge das Schulleben zu wenig beobachtet werden konnte.
Organisation
Die Exkursion nach Oberwinterthur löste eine starke Resonanz aus. Wesentlich dazu beigetragen haben die Schulleitenden durch ihre Bereitschaft, die Schultüren zu öffnen und uns über ihre Schulen zu informieren.
Während der Rundgänge durch die Schulhäuser gab es auch baufachliche Erläuterungen von den Architekturbüros.
Das Programm wurde vom Netzwerk, insbesondere von Meinrad Hirt zusammengestellt, der die Exkursionsgruppe mit kundigen Architekturinterpretationen vom Zinziker Schulhaus durch den Eulachpark über das Wohnareal zur Schule Neuhegi geführt hat.