Bücher als wachsende Sammlung von Blättern

Im Rahmen des Bildungsprojekt PULS+ sind zwei Bücher entstanden, die in Kooperation mit dem Klinkhardt Verlag unter dem Titel Notizen zur Architektur und Bildung als Open Educational Resources (OER) frei zur Verfügung stehen.. Waren diese anfangs noch als abgeschlossene Projekte konzipiert, so wurde in Reaktion auf die Corona-Anforderungen an einer wachsenden Sammlung von Beiträgen gearbeitet, um mit den Büchern auch nach ihrem Ersterscheinen am PULS zu bleiben.

Zwei Projekte und ein Ergebnis

Ziel war es jeder Perspektive – Pädagogik  und Architektur- mit dem Blick auf die Prozesse zu würdigen, denn aus ihrem Dialog heraus liefern sie Grundlagen für eine lebendige Lern- und Schulraumentwicklung. In einer gemeinsamen Einführung stellen sie theoretische Bezüge her und erklären ihre Lesart.

Die Bücher werden digital als Netz von einzelnen Beiträgen, sogenannten Blättern, produziert. Sie können aus bzw. in allen Richtungen gelesen und ihre Blätter in immer wieder neuen Kombinationen miteinander verwoben werden.

Als Sammlung wird dieses Netz gewissermaßen mit seiner Zeit gehen und kontinuierlich „wachsen“.

Ein Konzept und fünf Felder

Um einerseits das Lesen und andererseits das Schreiben zu vereinfachen, gliedern sich die Blätter in sogenannte Aktionsfelder, die den großen Bogen zu den Begriffen Lernen, Raum und Entwickeln aufspannen.

Diese „Aktionsfelder“, in denen das eine und andere noch auf sich selbst bezogen aufbereitet ist, sind wie Folien zu betrachten, die beim Übereinanderlegen neue Themen öffnen und neue Potenziale freilegen können.

Das Aktionsfeld „Lernen entwickeln“ umfasst zunächst Unterrichtsentwicklung und Schulorganisationsentwicklung, die sich noch nicht explizit mit Raum beschäftigt.

Das Aktionsfeld „Raum entwickeln“ handelt von Verfahren in der Architekturproduktion, auch wenn sie sich nicht explizit mit Bildungsbauten auseinandersetzen.

Schließlich werden in deren Verdichtung im Aktionsfeld „Lern und Raum entwickeln“ Fragen zur Gestaltung von Beteiligungsprozessen thematisiert.

Ein Muster und sein Kontext

Die einzelnen Blätter verstehen sich nicht als Rezepte, die kopiert werden sollten. Sie wollen Ausgangspunkt für ein tiefergehendes Verstehen der Dinge sein.

In diesem Sinn sind sie „Muster“, vergleichbar jenen von Architekt Christopher Alexander und seinem Team aus dem Jahr 1977 („A Pattern Language“, 1995 auf Deutsch als „Eine Mustersprache“ erschienen). Im Verweben der Muster können Leser·innen eine Ahnung dafür entwickeln, was wirksam ist und Sinn macht.

Die einzelnen Blätter sind also Teil einer Art Alphabet, aus dem sich Wörter und schließlich eine Sprache bilden lassen. Im Umstand unserer Sprachbeherrschung liegt die Chance des nuancierten Vorgehens. Wenn wir zwischen den Zeilen lesen und die Melodie eines Textes hören können, sind wir fähig, Poesie von Prosa zu unterscheiden, sind wir in der Lage, neben Zweck auch Schönheit zu erfassen und in die Welt zu bringen.
Ein Deckblatt und ein Tiefgang

Die Blätter werden inhaltlich wie formal unterschiedlich ausfallen und stellen in ihrer Summe ein inklusives Ganzes dar. Denn diese Struktur ermöglicht nicht nur das Wachsen, sondern auch die unterschiedlichen Zugänge der Autor*innen. Jedes „Blatt“ beginnt mit einem „Intro“.

Dieses kann eine Beschreibung einer Situation (eine sprachliche Vignette), ein Bild (eine visuelle Vignette), ein Planausschnitt (eine grafische Vignette) oder ein Auszug aus einem Gespräch (eine soziale Vignette) sein. Einem Teaser gleich soll hier etwas anklingen und das Thema eröffnet werden. Dann geht es in die Tiefe des Themas, auf erklärende und reflektierende Weise. Ziel der Bücher ist es, die Leser*innen zum Nachdenken anzuregen und ihnen für ihr eigenes Tun Inspiration zu liefern.

Die grafische Vignette des Blattes „zentriert clustern“ von Michael Zinner aus Feldkirchen (A), Welsberg (I), Paspels (CH) und Kappl (A) – welche zeigt kein Muster eines Cluster?